Vorher-Nachher: Vom Albtraum zum Altbautraum in Berlin
Interior-Designer sei Dank! Wie aus einer 50 Quadratmeter kleinen Berliner Bruchbude ein großartiges neues Zuhause wurde
„Je schlimmer, desto besser“, dachte sich Interior-Designerin Christine White, als sie die Wohnung zum ersten Mal betrat. „Ich stolperte über einen Einkaufswagen und jede Menge Müll, als ich in die Wohnung kam. Es war, wie in eine gruselige, dunkle Höhle zu krabbeln. Aber ich freute mich da schon auf das Ergebnis der Renovierung.“ Ein junges Pärchen, mit dem White auch privat befreundet ist, hatte sie um Hilfe gebeten, nachdem die beiden nach dem Studium eine Altbauwohnung in Berlin-Mitte gekauft hatten. Mit nur wenigen Vorgaben der Besitzer im Hinterkopf fing White an Wände herausreißen und Fenster versetzen zu lassen, und eine Nasszelle in eine kleine Wellness-Oase zu verwandeln. „Das Ergebnis im Nachhinein zu sehen ist toll – vor allem wenn man sich vor Augen hält wie es einmal ausgesehen hat“, so White.
Auf einen Blick
Hier wohnt: Ein Pärchen, das gerne Besuch hat
In: Einem Berliner Altbau aus dem Jahr 1900
Auf: 50 Quadratmetern
Experte: Interior Designerin Christine White
Auf einen Blick
Hier wohnt: Ein Pärchen, das gerne Besuch hat
In: Einem Berliner Altbau aus dem Jahr 1900
Auf: 50 Quadratmetern
Experte: Interior Designerin Christine White
Die einzigen Vorgaben, die Christine White von den Besitzern bekam: Es soll modern und schön werden und über eine Wohnküche verfügen. „Wir haben also einmal Tabula rasa gemacht und alles rausgenommen, was nicht niet- und nagelfest war“, erzählt White. „Und das war ziemlich viel! Schwierigkeiten haben sich während des Umbaus aber nicht wirklich ergeben und so war es spannend zu sehen, wie sich die Wohnung nach und nach verschönert.“
VORHER: Die Wohnung war dunkel, in kleine Räume unterteilt und die Decke mit Holzvertäfelungen auf niedrige 2,30 Meter herabgesenkt. White war sofort klar, dass sie aus den vielen kleinen Zimmern einen offenen Raum schaffen wollte: „Gottseidank gab es kaum tragende Wände. So konnten wir zwei komplette Wände für den großen Wohn-Ess-Bereich entfernen“, so White.
NACHHER: Die Fenster im neuen offenen Küchenbereich gehörten vorher zu zwei Räumen: „Wir mussten die Höhe der Fenster aneinander anpassen, sodass ein einheitliches Bild entstand.“ Welche Funktion der schmale Raum (ursprünglich vom Deckenbalken ausgehend links) vorher hatte, weiß White nicht. „Das war eigenartig. Lauter Graffiti an der Wand, und alles war ziemlich eng. Ich habe keine Ahnung, was dort vorher drin gewesen ist.“
Dank der Ost-West Ausrichtung der Wohnung und der herausgenommenen Wände entstand ein heller Wohnraum, der neben der integrierten Küche auch Platz für ein eingebautes Hochbett hat.
„Eigentlich wollte ich die Wohnung in hellen Farben streichen. Aber meine Kunden haben sich dann doch für kräftige Farben von Farrow & Ball entschieden“, so White.
„Eigentlich wollte ich die Wohnung in hellen Farben streichen. Aber meine Kunden haben sich dann doch für kräftige Farben von Farrow & Ball entschieden“, so White.
Die neue alte Deckenhöhe von 3,65 Metern bot die Möglichkeit, eine komfortable Schlafmöglichkeit für Gäste zu schaffen: „Der Trägerpfosten war perfekt, um zwischen ihm und der Wand eine zweite kleine Etage einzuziehen“, erklärt White. „Ich wollte erst eine etwas auffälligere Treppe einbauen, aber meine Kunden haben sich letztendlich für diese schlichte Leiter entschieden.“ Eine transparente Glasscheibe grenzt den Schlafplatz vom Rest des Raumes ab – und Angst vorm Herunterfallen braucht man dadurch auch nicht haben.
Unter dem Hochbett findet auch das Lieblingsstück der Besitzer seinen Platz: Der „Eames Lounge Chair“ von Vitra.
Unter dem Hochbett findet auch das Lieblingsstück der Besitzer seinen Platz: Der „Eames Lounge Chair“ von Vitra.
Die Tischplatte ließ White von einem Schreiner aus Nussbaum zurecht sägen, damit sie passgenau zum Küchentresen ist. „Ich fand, dass das Holz gut zur hochglänzenden Arbeitsplatte aus Silestone passt“, erklärt White. „Dieser Kunststein hat einen Quarzanteil von mehr als 90 Prozent und einen eingebetteten bakteriostatischen Hygieneschutz. Ein einzigartiges Material!“ Und der Holzton der Tischplatte passt ebenso gut zum neu verlegten Dielenboden aus massiver Fichte.
Die Nische eines alten Türrahmens wurde zu einem Regal umfunktioniert. „So haben wir frühere Strukturen der Wohnung beibehalten und für etwas Neues genutzt“, so White. Die Regalbretter sind übrigens aus dem gleichen Holz wie die Tischplatte. Die Tapete von Farrow & Ball akzentuiert das beleuchtete Regal raffiniert.
Ein Blickfang ist die Deckenleuchte mit angeklippten Notizzetteln von Ingo Maurer. „Einen bestimmten Sinn haben die ganzen Sprüche aber nicht”, erzählt White. Interessant fände sie es aber, noch einmal bei ihren Kunden nachzufragen, ob sie vielleicht den ein oder anderen Zettel gegen eine persönliche Notiz ausgetauscht haben.
Am Grundriss des Schlafzimmers hat White nichts verändert. „Hier mussten wir nur die Wände neu streichen und den Boden abschleifen. Im Gegensatz zum Rest der Wohnung war das echt harmlos.“ Die Möblierung ist im Schlafzimmer eher schlicht gehalten: Ein großer Schrank und ein bodentiefes Bett sind neben einem Sessel (nicht im Bild) die einzigen Möbelstücke in diesem Raum.
Ungewöhnlich an dieser Wohnung ist vor allem das Badezimmer. Selbst White hat so einen Raum bisher bei keiner ihrer Altbau-Renovierungen gesehen: Ein Bad, das unter dem Treppenflur des Hauses nachträglich eingebaut wurde und ein paar Stufen unterhalb der Wohnung liegt. „Man muss sich richtig ducken um sich nicht den Kopf anzustoßen, wenn man durch die Tür geht. Im Raum selbst ist dann jedoch viel Platz – mehr sogar als in den meisten Berliner Schlauchbädern.“
VORHER: Ein gemütliches Bad nehmen wollte man hier wohl eher nicht. Die grünen Fliesen und die blaue Wand erinnerten mehr an eine ungepflegte Schwimmbadtoilette, als an einen Ort zum Entspannen.
NACHHER: Zu einer Wellness-Oase hat White die einstige Bad-Höhle gemacht. „Ich habe die Badewanne gegen eine Walk-in-Dusche ausgetauscht“, erzählt White. Mit einem Mix aus Glas-Mosaik in Graugrün an der Wand und braunen Fliesen am Boden und in der Dusche, hat die Designerin den Geschmack ihrer Kunden sofort getroffen. Durch den Einsatz von drei Beleuchtungsvarianten – in der Dusche, am Spiegel und der querverlaufenden Wandnische – können verschiedene Ecken einzeln hervorgehoben werden.
Einige Elemente des einstigen Grundrisses hat White beibehalten: „Die Deckenbalken und die Stufen im Badezimmer zum Beispiel haben wir so gelassen. Ich finde, dass vor allem ein Altbau um die Jahrhundertwende viele Geschichten zu erzählen hat. Wieso sollte man also alles herausreißen, wenn manche Dinge doch so schön und individuell sind.“
Einige Elemente des einstigen Grundrisses hat White beibehalten: „Die Deckenbalken und die Stufen im Badezimmer zum Beispiel haben wir so gelassen. Ich finde, dass vor allem ein Altbau um die Jahrhundertwende viele Geschichten zu erzählen hat. Wieso sollte man also alles herausreißen, wenn manche Dinge doch so schön und individuell sind.“
„Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Dinge nur hübsch sind und dabei überhaupt keine praktische Funktion haben”, findet White. Ganz in ihrem Sinn ist daher diese Wandlampe (von Serien lighting), die als Spiegelleuchte umfunktioniert wurde. Deren Keramikteil kann man nämlich ganz einfach abnehmen und in die Spülmaschine stecken.
„Neben dem Hochbett liebe ich vor allem die Schiebetür zum Badezimmer“, schwärmt White. Die Designerin wollte eine Tür, die den kleinen Eingang zum Bad etwas ironisch umspielt. „Wir haben uns dann für diesen industriellen Look entschieden. Als wir mit der Renovierung begannen, war es aber wirklich eine Herausforderung Scharniere mit dieser Optik in Deutschland zu finden”, erinnert sie sich, „der Industrial Chic war damals einfach noch nicht so angesagt wie jetzt.“
Mehr Vorher-Nachher-Geschichten im Magazin von Houzz
Wie finden Sie diesen Umbau? Haben Sie selbst ein spannendes Vorher/Nachher-Beispiel? Zeigen Sie es uns in den Kommentaren!
Mehr Vorher-Nachher-Geschichten im Magazin von Houzz
Wie finden Sie diesen Umbau? Haben Sie selbst ein spannendes Vorher/Nachher-Beispiel? Zeigen Sie es uns in den Kommentaren!